Seit einem Monat ist die ganze Welt in Ehrfurcht erstarrt. Wir haben Ehrfurcht vor der Tapferkeit, dem Einfallsreichtum, der Zähigkeit und der Stärke des palästinensischen Volkes und seiner Verbündeten. Wir haben Ehrfurcht vor ihrer Würde und Standhaftigkeit, ihrem unerschütterlichen Engagement für Freiheit und Gerechtigkeit. Wir haben Ehrfurcht vor dem Opfergeist, der es ihnen ermöglicht, die apokalyptischen Kosten zu ertragen, die das von ihnen tödlich verwundete Imperium ihnen in sadistischer Weise zufügt. Wir staunen über den gewaltigen Schlag, den sie ausgeführt haben. Er hat der ganzen Menschheit die Zerbrechlichkeit und Schwäche des gepriesenen zionistischen Militärapparats vor Augen geführt. Er war lange Zeit eines der wichtigsten Laboratorien des Herrschaftsapparats der imperialistischen Klasse.
Mit einem anderen Anflug von Ehrfurcht und Entsetzen haben wir den Blutrausch der gesamten herrschenden Klasse erlebt – von Tel Aviv bis Tokio, von Berlin bis Washington, von Neu-Delhi bis Abu Dhabi. Auch sie sind von Ehrfurcht und Schrecken ergriffen angesichts der befreienden Flut, die aus Gaza hervorbrach. Nun üben sie Rache an den Unschuldigen. Diese ist so ungeheuerlich ist, dass sie selbst diejenigen unter uns schockiert, die den Imperialisten alles zutrauen.
Trotz der Tatsache, dass das Imperium ohne jegliche Beschränkung von Gesetzen oder Ressourcen operiert, ist es bisher unfähig, diese Flut einzudämmen. Gewiss, sie setzen jede Form von physischer Gewalt ein. In ganz Palästina – und bald darauf auch im Libanon und in Syrien – haben die Zionisten, selbstredend in Absprache mit ihren westlichen Betreuern, ihr Waffenarsenal gezündet. Man kann nicht einmal sagen, dass sie dies unter »Missachtung« des Völkerrechts oder ohne Rücksicht auf das Leben von Zivilisten getan haben. Denn es ist klar, dass sie bewusst und dreist gegen alle Gesetze und Grundsätze der Menschlichkeit verstoßen und ganz offen einen Völkermord begehen.
Im imperialen Kern hat die herrschende Klasse ihre staatlichen Repressionsapparate mit einer Unverfrorenheit eingesetzt, die selbst diejenigen verblüfft, die sich seit langem der allmählichen Ausrottung der liberalen Demokratie bewusst sind, die auf die Niederlage des sozialistischen Lagers und die weltweite Konterrevolution folgte. Proteste werden verboten. Der Lebensunterhalt, der Aufenthaltsstatus und sogar die Staatsbürgerschaft sind bedroht. In Deutschland hat der Meinungsbann durch Unternehmen wie Facebook und Konsorten sowie die gleichzeitige staatliche Kriminalisierung der freien Meinungsäußerung das bereits monströse Ausmaß des Covid-Programms oder des Krieges in der Ukraine noch übertroffen. Mit dem Verbot von Samidoun wird die ohnehin schon schamlose Praxis, Kräfte wie Hamas, Hisbollah, den Palästinensischen Islamischen Dschihad oder die PFLP – entgegen dem überwältigenden weltweiten Konsens – als »Terroristen« zu bezeichnen, auf ein fast parodistisches Niveau getrieben. Natürlich gibt es kein einziges Kriterium, nach dem eine dieser Gruppen so eingestuft werden könnte, das nicht millionenfach auf jede größere Partei in der Knesset oder eine jede andere imperialistische Regierung zutreffen würde.
Noch wichtiger aber ist vielleicht, zumindest für uns hier im imperialistischen Kern, dass sie auch eine Flut von Lügen, Propaganda und Manipulation entfesselt haben, um die Realität zu verdrehen und ihre Aggression zu rechtfertigen. Das Wort »rechtfertigen« geht sogar zu weit, denn in Wahrheit wissen sie sehr wohl, dass sie den Großteil ihrer Bevölkerung nicht mehr wirklich von ihrem absurden Narrativ überzeugen können. Wer kann jetzt noch so tun, als seien die israelische Führung, die Besatzungstruppen und die militanten bewaffneten Siedler tatsächlich sich selbst verteidigende Opfer – diese ganze Bande von Kolonisatoren, die sich seit mehr als einem halben Jahrhundert ihren Weg durch Palästina raubt und mordet, ohne auch nur ein Anzeichen von Sättigung oder Reue zu zeigen? Die herrschende Klasse hat in ihrem eigenen allgegenwärtigen Spektakel Mühe, auch nur den holographischen Eindruck einer allgemeinen Zustimmung zu dieser Hysterie länger als ein paar Tage aufrechtzuerhalten. Das eklatante Völkermordprogramm der israelischen Armee in Gaza – selbst natürlich nichts anderes als eine besonders akute Phase des systematischen Völkermords an der einheimischen Bevölkerung, den »Israel« wie alle Siedlerkolonien notwendigerweise hervorbringt – hat bereits, sogar nach ihren eigenen Angaben, alle Verbrechen weit übertroffen, die der Hamas oder anderen Widerstandsgruppen – noch immer ohne unabhängige Untersuchung oder Beweis! – seit dem 7. Oktober angelastet werden.
Das Niveau der Verlogenheit und des Irrationalismus der Medien der herrschenden Klasse, die in einer früheren Ära zumindest den Anschein von Überzeugungskraft und Dialogbereitschaft erweckten, hat einen Punkt erreicht, der einen qualitativen Wandel markiert, dessen Umrisse – obwohl sie bereits zu Beginn des Covid-Programms sichtbar waren – nun in aller Deutlichkeit hervortreten. Es ist offensichtlich, dass die herrschende Klasse die traditionelle ideologische Hegemonie, die Überzeugungsarbeit, ja sogar die Bestechung, die Zugeständnisse oder die Kooptation für alles andere als eine dünne Schicht von Aufsehern weitgehend aufgegeben hat. Sie glauben nun, dass sie sich auf Terror und Gewalt verlassen können und müssen. Darin liegt die Besonderheit der gegenwärtigen politischen Botschaften aus dem Westen – die rührseligen Darstellungen der Opferrolle und der Solidarität mit Israel, die strengen und selbstgerechten Verlautbarungen gegen den Terrorismus – alles ohne die geringste Anstrengung, das unschuldige Blut zu verbergen, das von ihren Händen tropft.
Beim Übergang zu einer neuen, globalen faschistischen Ordnung versucht die herrschende Klasse einerseits, diejenigen so lange wie möglich zu lähmen, die hin- und hergerissen sind zwischen dem Wunsch, Widerstand zu leisten und der Angst, die wenigen Krumen zu verlieren, die sie haben. Auf diese Weise bewahren sie das, was man nicht einmal wirklich als Überbleibsel der liberalen Demokratie bezeichnen kann, sondern nur einige ihrer oberflächlichsten Erscheinungsformen. Auf diese Weise bieten sie denjenigen, die Angst haben sich zu wehren, die Möglichkeit, zu glauben, dass die herrschende Klasse immer noch so tut, als würde sie sich an irgendwelche demokratischen oder rechtlichen Zwänge halten.
Andererseits wollen sie uns schlichtweg terrorisieren – uns daran erinnern, dass selbstverständlich, wenn nicht heute, so doch morgen oder übermorgen, auch wir zu den »menschlichen Tieren« (Yoav Gallant, israelischer Verteidigungsminister) des Gazastreifens werden können. Wir sind weder Bürger noch rechtmäßige Einwohner mit unveräußerlichen Rechten, sondern leben und atmen auf Gedeih und Verderb der herrschenden Klasse. Daraus ergibt sich die unheimliche Zweischneidigkeit der politischen Botschaften unserer Zeit, die ohne die ausgeklügelte Maschinerie des Spektakels, die die moderne Telekommunikation ermöglicht, vielleicht nicht möglich wäre. Die herrschende Klasse verkündet: »Wir sind alle Israel«. Oberflächlich betrachtet erscheint dies wie eine Neuauflage der Zweiteilung des Kalten Krieges oder ihrer abgeschwächten Abwandlungen aus dem Krieg gegen den Terrorismus. Aber es gibt noch eine andere Ebene, die mehr gefühlt als rational verstanden wird.
Wenn die herrschende Klasse – die immer offener als Kaste agiert und die meiste Zeit damit verbringt, lautstark ihren nächsten Plan zu verkünden, um uns zu ermahnen, zu bestrafen, zu berauben und zu entrechten – erklärt »WIR sind Israel«, dann meint sie natürlich SIE – und nicht uns! SIE sind das auserwählte Volk, die »Kinder des Lichts« – wir, die Masse, sind die »Kinder der Finsternis« (Netanjahu). In der Tat, sogar die israelischen Massen selbst sind vielleicht weit davon entfernt, eine solch angesehene Position einzunehmen. Dies wurde bereits während des Covid-Programms deutlich und inzwischen noch deutlicher, da es immer wahrscheinlicher wird, dass die israelische Armee am 7. Oktober ihre Bevölkerung absichtlich abgeschlachtet hat, um Gräueltaten zu inszenieren, die der Hamas angelastet und zur Rechtfertigung ihrer Aggression verwendet werden können.
Das Bestreben der heutigen herrschenden Klasse, sich in eine Kaste zu verwandeln, ist voller Widersprüche, wie wir bereits in der Vergangenheit festgestellt haben. Nicht zuletzt ist da das Telekommunikationskontrollnetz, das sie um uns herum aufgebaut haben und das sie brauchen, um uns zu manipulieren, zu überwachen und zu disziplinieren. Trotz der gewaltigen Zensur- und Desinformationsmaschinerie, in die sie es hineingeschweißt haben, bleibt es doch auch ein mächtiger Kanal für Informationsflüsse. Immer weniger können die ohne Beweise aufgestellten Behauptungen über den palästinensischen Widerstand ernst nehmen, wenn die Beweise für die zionistischen Verbrechen aus Gaza unaufhörlich fließen. Der Katalog ihrer vergangenen Lügen ist einfach zu lang und zu bekannt, um ihn auszulöschen. Immer mehr Menschen trauen sich nicht mehr länger mitzuspielen und so zu tun, als seien israelische oder amerikanische Behauptungen einfach nur »parteiisch« oder »ungenau«. Sie sind Lügen, bis das Gegenteil bewiesen ist. Immer mehr wissen das!
Zum Glück für uns vergessen das die Herrschenden selbst und fallen auf ihre eigene Propaganda herein. Besonders auffällig war dies im Vorfeld des ersten Tages der Al-Aqsa-Flut in Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand am 13. Oktober. Die imperialistischen Medien wurden mit atemlosen Warnungen vor drohenden Terroranschlägen und Ausbrüchen antisemitischer Gewalt überschwemmt. Natürlich handelte es sich dabei selbst hauptsächlich um Propaganda. Es scheint jedoch wahrscheinlich, dass die herrschende Klasse auch ihre Fähigkeit überschätzt hat, solche Verbrechen wirklich zu inszenieren – und womöglich glaubte, dass die Migrantenströme, die sie bei ihrer Verwüstung Westasiens und Nordafrikas nach Europa gelenkt hat, ihre eigenen rassistischen Fantasien erfüllen würden. Trotz endloser Drohungen und endloser Aufforderungen haben die Menschen in Europa – gleich welcher Herkunft -, die auf die Straße gegangen sind, um sich mit dem palästinensischen Widerstand zu solidarisieren, alle diese Hoffnungen zunichte gemacht. Es ist bezeichnend, dass die Machthaber letztlich auf ihre zuverlässigen IS-Agenten zurückgreifen mussten, um ein paar Schreckensbilder für ihren Medienrummel zu produzieren. Diese Bemühungen sind weitgehend gescheitert, denn selbst mäßig informierte Menschen wissen, dass der so genannte »Islamische Staat in der Levante« ebenso wie der so genannte »Jüdische Staat in der Levante« nur ein verlängerter Arm des westlichen Imperialismus sind und in enger Abstimmung arbeiten. Es sollte klar sein, dass beide keinen legitimen Anspruch haben, den Islam oder das Judentum zu vertreten. Wenn sie irgendeine Religion vertreten, dann kann man das nur als Amerikanismus bezeichnen. Die Hamas hat sich natürlich konsequent gegen beide Ungeheuerlichkeiten gestellt und unermüdlich daran gearbeitet, den Islamischen Staat aus dem Gazastreifen zu vertreiben, während Israel als seine inoffizielle Luftwaffe in Syrien operiert hat.
Die herrschende Klasse dachte wahrscheinlich, sie könne auch die Hamas kontrollieren. Das bringt uns zu einer der bösartigsten Propaganda-Linien, die vor allem in »Verschwörungstheorie«-Netzwerken verbreitet wird: die Idee, dass die gesamte Al-Aqsa-Flut-Operation und alles, was darauf folgte, nichts anderes als ein gerissenes zionistisches Komplott sei. Wir müssen hier zunächst klar zwischen den islamischen Volksbefreiungskräften und den takfiristischen Todesschwadronen wie ISIS, Al-Qaida oder Boko Haram unterscheiden, die, nachdem sie zuerst entlang der Grenzen des sozialistischen Blocks von Bosnien über den Kaukasus bis nach Afghanistan und Xinjiang eingesetzt wurden, seither ein wichtiger Bestandteil der imperialistischen Strategie in Westasien und Afrika sind. Bei den letzteren handelt es sich im Wesentlichen um Söldnergruppen, die vom Westen oder seinen lokalen Agenten geschaffen, ausgebildet und geleitet werden. Sie bilden zusammen mit dem offeneren Gesicht des Imperiums und seinen lokalen autoritären Klienten einen Teil der Zange, mit der aufständische Bevölkerungen terrorisiert und unterworfen werden. Solche Gruppen lassen sich nicht mit populären Massenorganisationen wie der Hamas oder der Hisbollah vergleichen. Es stimmt zwar, dass konservative islamische Organisationen vom Westen als bevorzugte Alternative zu säkularen sozialistischen und kommunistischen Kräften kultiviert und unterstützt wurden, aber dies verleiht ihnen keine endgültige Kontrolle über sie. IS und Boko Haram sind nur ihren Befehlshabern in Langley Rechenschaft schuldig – der populäre islamische Widerstand gegen Zionismus und Imperialismus ist den Massen verantwortlich, die sie weiterhin unterstützen, weil sie ihre Aufgabe erfüllen! Wir sind zuversichtlich, dass alle ideologischen Deformationen, die durch den bösartigen Einfluss des Imperiums entstanden sind, im Kampf gegen dieses überwunden werden.
Nun ist es möglich, dass die derzeitige Clique in Tel Aviv von der Al-Aqsa-Flut wusste oder sie vielleicht bewusst provoziert hat, indem sie Informationen über die Offensive durchsickern ließ, gegen die der Widerstand angedeutet hat, dass seine Operation eine präventive Verteidigung war. Sie mögen geglaubt haben, dass dies in ihrem eigenen Interesse läge, insbesondere im Hinblick auf ihre eigene prekäre innenpolitische Lage. Aber auch der palästinensische Widerstand hat die Operation bewusst durchgeführt, weil er damit rechnete, dass sie in seinem Interesse liegen würde. Wer hatte Recht? Offensichtlich hatten die Zionisten keine Vorstellung von der vollen Tragweite dieser Operation. Es ist klar, dass sie überwältigt wurden. Der Widerstand hat einen Sieg nach dem anderen errungen und die gesamte Menschheit mit seinem Wagemut, seinen Prinzipien, seiner Rechtschaffenheit und seinem Ruhm inspiriert. Die Zionisten haben inzwischen ewige Schande über sich und ihre westlichen Manager gebracht. Als Ersatz für militärische Siege, die sie nicht erringen können, haben sie sich dafür entschieden, offen einen grausamen Völkermord zu verüben, Schulen und Krankenhäuser zu bombardieren, Frauen, Kinder und Journalisten zu ermorden. In diesem Prozess hat der Westen den letzten Rest an Legitimität verloren, den er im In- und Ausland noch hatte. Es ist klar, dass sie in diesem Moment wirklich nichts mehr haben außer Terror.
Das alles ist jedoch nicht wirklich neu. Das Ende des »Westens« ist seit langem angekündigt, registriert und verbucht worden. Die Macht, die ihn gestützt hat – die imperialistische Bourgeoisie – hat bereits im Stillen daran gearbeitet, den Übergang zu einer »multipolaren« Welt so reibungslos und oberflächlich wie möglich zu gestalten. Sie hofft, dass in dieser Welt lediglich eine symbolische Umverteilung der Macht stattfindet. Ihr Ziel ist es, den unaufhaltsamen Aufstieg des globalen Südens, wenn auch nur vorübergehend, zu bremsen. Nichts könnte dafür typischer sein als das so genannte Abraham-Abkommen, in dem die Golfdespoten – auch wenn sie immer lauter ihr BRICS-Sein und ihre Unabhängigkeit vom Westen verkünden – die grenzenlosen Abgründe ihres Verrats am palästinensischen Volk und ihrer Zusammenarbeit mit der amerikanischen und zionistischen Vormachtstellung in ihrer Region deutlich gemacht haben.
Die wahrhaft hysterische, faschistoide Haltung, die praktisch alle westlichen Politiker eingenommen haben – die nicht einmal mehr den geringsten Anschein erwecken, dass sie sich der Demokratie, den Menschenrechten oder den Gesetzen des Krieges verpflichtet fühlen – kann als eine Art ideologisch-propagandistischer Leerverkauf betrachtet werden. Die Sozialdemokratien und Arbeiteraristokratien – selbst ein Erbe der Zugeständnisse des Kalten Krieges, die der herrschenden Klasse durch den globalen Kommunismus und die Entkolonialisierung aufgezwungen wurden – sollen kontrolliert zerstört werden. Das ist spätestens seit dem 11. September klar. Im Zuge ihrer Auflösung wurde der politischen Klasse des Westens die Rolle eines fast schon karikaturhaften Schurken zugewiesen, um ihre symbolischen Nachfolger aus dem Süden zu legitimieren. Um diese Dynamik zu erkennen, muss man sich nur ansehen, wie die fade Sprache der Waffenstillstände von den politisch Naiven als radikale Haltung gegen Israel und den Westen gefeiert wird.
WER fordert einen Waffenstillstand? Weder der palästinensische Widerstand noch seine Verbündeten von der Achse des Widerstands. Sobald der palästinensische Widerstand einen solchen Schritt für strategisch notwendig hält, werden wir ihn unterstützen, aber das ist noch nicht geschehen! Sie öffnen die Fronten, intensivieren den Kampf. Die Massen in der ganzen Welt wollen nicht, dass die Palästinenser ihre Waffen niederlegen und den Status quo von vor Oktober akzeptieren. Kaum jemand, der zu den Demonstrationen geht, die zugunsten von »Waffenstillständen« ausgerufen werden, geht aus einem anderen Grund, als das Recht der Palästinenser bedingungslos zu unterstützen, sich ein für alle Mal von den kriminellen Besatzern zu befreien.
Nein, es sind weder die Palästinenser noch die sie unterstützenden globalen Massen, die einen »Waffenstillstand« fordern. Dies ist der Aufruf des kontrollierten »linken« Flügels der herrschenden Klasse: intern, im imperialen Kern, von der liberalen Opposition; extern, von den angeblich antisystemischen und multipolaren Kräften, die Angst vor den wirklich revolutionären Auswirkungen der Al-Aqsa-Flut haben. Beide gewinnen ihre Macht, indem sie die Massen davon überzeugen, dass sie aus eigener Kraft nichts erreichen können, dass die herrschende Klasse allmächtig sei, dass sie Schufterei und die erbärmlichsten Kompromisse akzeptieren müssten. Viele naive und wohlmeinende Menschen, vor allem im Westen, missverstehen die Aufrufe zum Waffenstillstand absichtlich als Aufrufe, Israel zu stoppen, aber nichts dergleichen ist der Fall! Die zionistische Entität hat in ihrer gesamten Existenz noch nie einen Waffenstillstand respektiert. Während wir hier sprechen, drücken sie ihren Stiefel in den Nacken und begehen vor den Augen der gesamten Menschheit abscheuliche Verbrechen. Das einzige Mittel, mit dem diese völkermordenden Imperialisten gezwungen werden können, den Beschuss einzustellen, ist ihre absolute militärische Niederlage und Zerschlagung – genau wie bei Nazideutschland. Der Weg zum Frieden wurde von Mao klar aufgezeigt:
»Wir sind Befürworter der Abschaffung des Krieges, wir wollen keinen Krieg; aber der Krieg kann nur durch den Krieg abgeschafft werden, und um die Waffe loszuwerden, muss man die Waffe in die Hand nehmen.«
Der Ruf nach einem Waffenstillstand ist eine Falle. Er dient dazu, die ehrlichen, naiven Massen im Westen zu verführen und in die Irre zu führen. Deren Menschlichkeit drängt sie zur Unterstützung der Palästinenser, aber ihre Indoktrination hindert sie daran, die notwendige Konsequenz zu begreifen: die Unterstützung des bewaffneten Widerstands. Dieser ist das einzige Mittel, um die kriminelle Besatzung und den faschistischen Terror zu beenden. Die Forderung nach einem Waffenstillstand wird als ein Rahmen herangezogen, mit dem zwei Kernziele der herrschenden Klasse erreicht werden sollen. Das erste ist den Zionisten ein Alibi zu verschaffen, damit sie die militärische Niederlage gegen den Widerstand nicht eingestehen müssen. Das zweite besteht darin, dass sie, sobald sie diese akute Phase des Völkermords beendet haben, einen Waffenstillstand ausrufen und den legitimen anhaltenden Widerstand der Palästinenser als widerspenstig und völkerrechtswidrig kriminalisieren können – so wie es das berüchtigte Dayton-Abkommen in Jugoslawien erreicht hat.
Natürlich scheitern all diese perfiden Bemühungen. Die ganze Welt jubelt weiterhin über die Siege der Palästinenser. Nur die verkommensten Schwachköpfe fallen auf die rührseligen Darstellungen der Opferrolle herein. Die gesamte Menschheit mit Ausnahme des erbärmlichen Teils der unterwürfigen Möchtegern-Höflinge der Herrschenden sieht die Palästinenser als die Führer von uns ALLEN.
Die gesamte herrschende Klasse auf der ganzen Welt zittert in absolutem Schrecken. Die haschemitischen Faschisten betteln bei den Amerikanern um mehr Raketen. Die Golfdespoten versuchen verlegen, das Abraham-Abkommen zu vertuschen – einige weigern sich sogar, alle wirtschaftlichen Beziehungen zu Israel abzubrechen, geschweige denn die Nutzung ihres Luftraums durch Widerstandskräfte zu gestatten. Sisi und Mohammed VI. blicken verzweifelt über das Mittelmeer. In Westeuropa und den Vereinigten Staaten treiben sie ihre staatlichen Repressionsapparate bis an ihre Grenzen und riskieren den totalen Zusammenbruch. Angesichts dieser gewaltigen, befreienden Flut ringt die gesamte herrschende Klasse verzweifelt um Fassung, in der Hoffnung, nichts weniger als den Lauf der Geschichte selbst aufzuhalten. Der Ruf nach einer »humanitären Pause« drückt nicht nur den Zeitgeist einer post-legalen, post-demokratischen, post-liberalen, »regelbasierten« faschistischen Ordnung aus, sondern auch ihre völlige Verzweiflung und ihre Fantasien von einer Galgenfrist. Sie wollen nichts Geringeres, als die unaufhaltsame Kraft des Fortschritts aufzuhalten, einzufrieren und zu stoppen.
Sie schreien wie einst Josua: »Sonne, steh still in Gibeon, und du, Mond, im Tal Ajjalon!« Sie werden keine Pause und keinen Frieden bekommen! Die Sonne, der Mond und die Sterne drehen sich weiter und preisen den Widerstand des palästinensischen Volkes. Wir alle sind Gaza! Die Al-Aqsa-Flut entlarvt jede falsche Autorität auf dieser Erde. Die Machthaber sind terrorisiert, und sie haben nichts als Terror übrig! Wir dürfen uns von diesen wahren Terroristen nicht einschüchtern lassen, von den Zionisten und ihren westlichen Drahtziehern.
Der große palästinensische Revolutionär, Ghassan Khanafani, wurde einmal gefragt, warum er nicht mit den Zionisten sprechen würde. Er antwortete, dies wäre wie ein Gespräch zwischen Hals und Schwert. Diejenigen, die zu einem Waffenstillstand aufrufen, fordern genau einen solchen Frieden – sie verlangen, dass die Palästinenser mit dem Schwert im Nacken Frieden schließen. Wir behaupten, dass das Recht auf Widerstand gegen Besatzung und Völkermord unantastbar ist! Die Möchtegernherrscher der Welt können es nicht aus irgendwelchen Gründen zurücknehmen, seien sie nun real oder erfunden. Lang lebe der Widerstand, lang lebe die Befreiung.
Nieder mit dem Verbot von Samidoun und allen anderen Widerstandsorganisationen!
Wir erinnern uns, dass Nelson Mandela und der ANC bis 2008 von den USA als Terroristen bezeichnet wurden! Wir werden heute nicht auf die gleiche Schikane hereinfallen!
Nieder mit der kriminellen Besetzung jedes Zentimeters Palästinas, Freiheit und Selbstbestimmung vom Fluss bis zum Meer.
Bedingungslose Solidarität mit dem Widerstand gegen den Zionismus wie gegen alle Formen von Rassismus, Kolonialismus und Imperialismus.
Wir haben gesagt, die zionistische Entität ist das Schwert, die Palästinenser der Hals. Das ist auch in dem Sinne wahr, dass ein Schwert nicht von selbst schwingt! Sie, die Zionisten, sind ein Werkzeug des Imperiums. Wir glauben nicht, dass sie irgendetwas ohne dessen Zustimmung tun. Hierin liegt die Hysterie der deutschen herrschenden Klasse. Wir glauben nicht eine Sekunde lang, dass diese Verbrecher von irgendeiner Art von Schuldgefühlen für die Verbrechen ihrer Vorfahren getrieben sind. Genau das Gegenteil ist der Fall! Sie unterstützen diesen Völkermord an den Semiten aus genau denselben Gründen, aus denen ihre Vorfahren den letzten organisiert haben.
Ihre Verbrechen sind die einfache, monströse Konsequenz ihrer Klasseninteressen. Darüber können wir uns keine Illusionen machen. Wir sagen also, dass die Sache des palästinensischen Widerstands nicht nur aus sich selbst heraus ruhmreich ist – was sie zweifellos ist –, sondern weil sie die Befreiung von uns allen voranbringt. Ob heute oder morgen: wir sind alle Gaza.
Die Freie Linke Zukunft am 8. November 2023
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